Marathonlauf im Ehrenamt
Nach Jahrzehnten Wechsel im DRK-Vorstand.
Ascheberg
Sie legten einen Ausdauerlauf im Ehrenamt hin, ohne zu schnaufen und ohne Seitenstiche. Doch jetzt geben Bernd W. Thyen und Dieter Pape ihre Ämter im DRK-Vorstand ab.
Als Bernhard W. Thyen 1977 aus dem Emsland nach Ascheberg kam, übernahm er ein Jahr später als Gemeindedirektor auch den Vorsitz des DRK-Ortsvereins. „Das fiel mir so vor die Füße“, erinnert sich Thyen, der 1997 den Chefsessel in der Gemeindeverwaltung räumte. Den Rucksack an Aufgaben an der Spitze des DRK, den er sich selbst umgeschnallt hatte, behielt er aber auf den Schultern. Was Thyen nicht ahnte – er hatte erst knapp die Hälfte der Wegstrecke erreicht. Der Zieleinlauf erfolgt erst am heutigen Samstag. Auf der Mitgliederversammlung des DRK-Ortsvereins im Gasthaus Zur Davert.
Doppelte Stabübergabe im Vorstand
Dort steht eine doppelte Stabübergabe samt Generationswechsel an: Auch der langjährig zweite Vorsitzende, Dieter Pape, übergibt seine Verantwortung in jüngere Hände. Pape gehört seit 1984 dem DRK-Vorstand an, war von 2004 bis 2018 stellvertretender Vorsitzender und dient bis heute als Schriftführer. Für den Posten als erster Vorsitzender steht Andreas Groß, bisher zweiter Vorsitzender, zur Wahl. Seine Aufgaben als „Vize-Chef“ soll Angelika Reimers übernehmen.
Thyen und Pape hätten sich durchaus vorstellen können, ihren Ausdauerlauf im Ehrenamt früher zu beenden. Doch die Suche nach Nachfolgern entpuppte sich immer wieder als schwierig. „Einfach die Brocken hinschmeißen – das war nicht mein Ding“, unterstreicht Pape, der mit einem Engagement für das DRK in seiner Familie nicht nur Rückhalt bekommt, sondern diese den Ortsverein ebenfalls tatkräftig unterstützt. Auch für Thyen kam ein Ausscheiden nach dem Motto Tatsachen schaffen und gucken, was dann passiert, nicht in Betracht: „Fahnenflucht“, so der ehemalige Gemeindedirektor – der auch schon vor dem Ruhestand soziale Aufgaben im Bereich des Sozialwerks St. Georg übernommen hat – war keine Option.
So gingen die Jahre ins Land, mit neuen und wechselnden Aufgaben innerhalb eines breiten Portfolios. Vom Sanitätsdienst bis zur Seniorenbetreuung, von der Blutspende bis zum Sportangebot für „ältere Semester“ – und besonders der Aufbau und die Trägerschaft der DRK-Kitas: „Es war eine interessante Tätigkeit“, sind sich Pape und Thyen einig. Sie haben „nie die Stunden gezählt“ und mit der Zeit gehadert, die für das Ehrenamt „drauf“ ging.
Diese Haltung, so der scheidende Vorsitzende, war vielleicht schon in die Wiege gelegt worden. Thyen, der als Spross eines selbstständigen Handwerksmeisters aufwuchs, sagt über die Arbeit im elterlichen Betrieb: „Da gab es keine Dienstzeiten.“
Unterstützung durch das DRK als Team
Was die DRK-Vorsitzenden, die jetzt ins zweite Glied einrücken, aber hatten, war Unterstützung durch die weitere Rotkreuz-Mannschaft. „Das Umfeld stimmte“, so Pape und Thyen über das DRK-Team vor Ort und auf Kreisebene. Und so wurde der ehrenamtliche Dauerlauf zu einer Art Mannschaftssport: „Vorne an den Tisch setzen und Kommandos geben, das funktioniert nicht“, unterstreicht Thyen. Der ebenso wie Pape gleichwohl froh ist, „jetzt das Ziel erreicht zu haben“.
Von Dietrich Harhues
Pressebericht aus den Westfälischen Nachrichten vom 22.11.2019